Zu wenig Au-pairs für eine wachsende Zahl von interessierten Gastfamilien
Die wechselhafte Visapolitik der Bundesregierung erschwert Au-pairs die Einreise nach Deutschland. Im Jahr 2023 erhielten weniger Au-pairs ein Visum als im Vorjahr. Zudem gab es mehr Gastfamilienwechsel. Viele Familien wünschen und brauchen die Unterstützung durch ein Au-pair und werden enttäuscht. Weil sie die Nachfrage nicht befriedigen können, geben Au-pair-Agenturen ihr Geschäft auf – zum großen Schaden des Austauschprogramms. Die jährliche Umfragestudie des Au-pair-Versicherers DR-WALTER beleuchtet die Hintergründe.
Neunkirchen, 05.06.2024
Immer neue Herkunftsländer
Im Jahr 2023 reisten rund 13.500 ausländische Au-pairs nach Deutschland – etwas weniger als im Vorjahr. Die drei wichtigsten Herkunftsländer sind derzeit Madagaskar, Kolumbien und Indonesien. An vierter Stelle sticht Indien hervor: 2023 wurden über 500 Au-pair-Visa aus dem bevölkerungsreichsten Staat ausgestellt und der Boom hält an. Nur wenige Au-pairs kamen aus bewährten Ländern wie Nepal, Tadschikistan, Simbabwe, Togo, Kamerun und Marokko, weil sie kein Visum erhielten.
Au-pairs wechseln häufiger die Gastfamilie
Der Personal- und Fachkräftemangel in Deutschland hat die Erwartungen und Ansprüche der Au-pairs verändert. Zudem führt die große Auswahl an Gastfamilien dazu, dass Au-pairs ihren Aufenthalt häufiger anpassen. Sie orientieren sich daran, wie sie perspektivisch eine Ausbildung oder ein FSJ anschließen können und werden teilweise sogar abgeworben. Viele erhoffen sich in einer neuen Gastfamilie, an einem anderen Ort bessere Bedingungen und sind ohne die Betreuung durch eine Full-Service-Agentur eher bereit, den Vertrag zu kündigen und in vermeintlich idealere Verhältnisse zu wechseln.
Weniger deutsche Au-pairs im Ausland
Auch der Outgoing-Bereich hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Zahl der deutschen Au-pairs in den USA ist seit Jahren rückläufig. Sich für 12 Monate als „Au Pair in America“ zu verpflichten, kommt für immer weniger junge Deutsche in Frage. Sie wollen nach der Schule auch andere Angebote wahrnehmen, Work and Travel, Praktika und verschiedene Jobs. Es gibt einen Trend zu kürzeren Aufenthalten, der dem Au-pair-Gedanken zuwiderläuft. Außerdem vermissen junge Deutsche nach wie vor Großbritannien als Au-pair-Ziel.
Umfassende Datenquelle
Die Konjunkturumfrage „Au-pairs in Deutschland und weltweit“ liefert jährlich aktuelle Zahlen und Fakten rund um das Thema Au-pair. Sie erscheint zum 18. Mal und basiert auf einer repräsentativen Befragung von 59 Au-pair-Agenturen und Interviews mit Personen aus der Au-pair-Branche. Die Studie wird von DR-WALTER Auslandsversicherungen herausgegeben und erscheint im Calypso Verlag.
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